Wirtschaftskrise in der Region

Wirtschaftskrise in der Region:
Unsere Unternehmer zwischen Verantwortung und Herausforderung
Termin: 30.03.2009
Ort: Staatliche Berufsschule, Landsberg

Presseartikel zur Veranstaltung:

Zunächst heißt es abwarten

In der Krise nach vorne schauen

Zunächst heißt es abwarten

Diskussion Unternehmer im Landkreis nehmen Stellung zur Krise
von Stephanie Kundinger

Landsberg Die meisten Untermehmer im Landkreis können nachts noch gut schlafen. Trotz Wirtschaftskrise, trotz Kurzarbeit. „Wir haben ein gutes Paket geschnürt, um zumindest die nächsten Monate gut durchzukommen“, sagte Dr. Thomas Berden von der Firma Hilti bei einer Podiumsdiskussion in der Landsberger Berufsschule.
Sechs Vertreter von sechs verschiedenen Unternehmen im Landkreis waren gekommen, um offen über die Auswirkungen der Krise in der Region zu sprechen. Die Veranstaltung wurde vom Informationskreis der Wirtschaft in der Region Landsberg-Kaufering organisiert.

Veränderungen in der Zukunft
Die Stimme der Moderatorin, die durch die Aula der Berufsschule schallte, war vielen Besuchern bekannt. Ulla Müller, Radiomoderatorin von Bayern 1, führte durch die knapp zweistündige Veranstaltung. Dass so gut wie jede Wirtschaftsregion von der Krise in Mitleidenschaft gezogen wurde, erklärte Prof. Dr. Klaus Abberger vom Ifo-Institut in München in seinem Vortrag. „Es gibt eigentlich keine Region auf dieser Welt die nicht von der Wirtschaftskrise betroffen ist“, so der Wirtschaftsforscher. Für ihn sei die Krise kein „Betriebsunfall“, der in ein paar Monaten wieder behoben sein wird. Gerade Deutschland stehe noch am Anfang der Rezession und müsse sich auf Veränderungen einstellen. „Jede Rezession geht zu Ende, aber die Welt wird danach nicht mehr so aussehen wie zuvor.“

Ab heute Kurzarbeit
Für die Firma Huttner Fahrzeugbau in Landsberg gibt es bereits jetzt Veränderungen. Wie auch Hilti in Kaufering meldete der Betrieb ab heute Kurzarbeit an. „Wir sind gezwungen abzuwarten. Wenn die Auftragslage so dramatisch bleibt, muss auch das Instrument der Kündigungen in die Hand genommen werden“, so Jutta Huttner.
Dr. Thomas Berden schließt betriebsbedingte Kündigungen während der Kurzarbeit aus. Darüber hinaus gibt es einen Sozialfonds, der den betroffenen Mitarbeitern ein Mindestgehalt garantiert. „Keiner fällt ins Bodenlose“, so Berden, der sich gegenüber seinen Mitarbeitern immer transparent verhalten habe.
Kommunikation ist auch für Günter Veit von der international ausgerichteten Firma Veit wichtig.
Vor allem bei den mittelständischen Unternehmen sei die Beziehung zu den Mitarbeitern eng. Stephan Wohlfahrt von der Wohlfahrt Verwaltungs GmbH in Landsberg musste bereits Arbeitsplätze abbauen. Im Moment sei vor allem der Speditionsbereich betroffen. „Wir mussten die ein oder andere Kündigung aussprechen.“ Er betonte jedoch, dass diese sie sozialverträglich wie möglich gestaltet wurden. In erster Linie habe die Firma versucht, befristete Verträge nicht zu verlängern.

Abwrackprämie als Impuls
Kurzarbeit gibt es auch bei Hirschvogel in Denklingen. Michael Dahme bezeichnete Kurzarbeit als „gutes Mittel, um Mitarbeiter behalten zu können“. Er äußerte sich auch zur Abwrackprämie, die für ihn nur ein Impuls sei. „Nachhaltig wird sie die Nachfrage nicht steigern.“
Wolfgang Zeit von der Schreinerei Zeit in Kaufering blickt positiv in die Zukunft. „Wir haben in den vergangenen Jahren in die richtige Richtung gedacht.“ Er sieht die Zukunft in der Vielseitigkeit eines Unternehmens. Auf Nachfrage eines 18-jährigen Schülers sagte er, es werde auch weiterhin in Ausbildung für die Zeit nach der Krise investiert. Jutta Huttner drückt es so aus: „Wir werden weiterhin Arbeit haben, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau.“

 

In der Krise nach vorne schauen

»Informationskreis der Wirtschaft« ruft krisengeschüttelte Unternehmer aufs Podium

Von Ulrike Osman
Landsberg – Von der globalen zu regionalen Krise – wie hart trifft es Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Landkreis Landsberg? Über diese Fragestellung diskutierten auf der Frühjahrsveranstaltung des Informationskreises der Wirtschaft in der Staatlichen Berufsschule eine Reihe erfolgreicher Unternehmer aus der Region. Fazit: Sie kombinieren ihre Reaktion auf die Krise bereits mit vorausschauenden Handeln für die Zeit danach. Mitarbeiter sollen möglichst gehalten und Zukunftstechnologien entwickelt werden, um gut aufgestellt zu sein, wenn die Wirtschaft wieder anspringt.

So berichtete Günter Veit, Geschäftsführer des gleichnamigen Landsberger Unternehmens für Bügeltechnik, von einer Serie neu entwickelter Maschinen die 20 bis 40 Prozent weniger Energie verbrauchen. „Wir wollen nicht nur überleben, sondern erfolgreich überleben“, erklärte Veit. In der derzeitigen Situation sei es vor allem wichtig, viel mit den Mitarbeitern zu kommunizieren. „Wir haben zur Zeit mindestens eine Betriebsversammlung im Monat.“
Die Chance in der Krise sieht man auch bei der Hirschvogel Umformtechnik GmbH in Denklingen. Während der schlechten Auftragslage mit Kurzarbeit begegnet wird, tüftelt die Entwicklungsabteilung bereits an neuen Technologien. Bauteile sollen leichter und damit umweltfreundlicher konstruiert werden. „Wir wollen schneller sein als der Wettbewerb und Lösungen parat haben, während die anderen noch nachdenken“, sagte Geschäftsführer Michael Dahme.

Kurzarbeit fährt man seit vergangener Woche auch bei Hilti in Kaufering, allerdings nicht im Entwicklungsbereich. „Wir bauen Kompetenz auf für die Zeit nach der Krise“, berichtete Dr. Thomas Berden. Auch werde man weiterhin auf gewohntem Niveau ausbilden. Sogar ein neues Ausbildungszentrum werde entstehen, „denn wir glauben immer noch an ein Wachstumsszenario“.
Betriebsbedingte Entlassungen seien während der Kurzarbeit ausgeschlossen, und ein Sozialfonds garantiere jedem Mitarbeiter ein bestimmtes Mindestgehalt, so dass niemand ins Bodenlose stürzen könne.
Stephan Wohlfahrt von der Wohlfahrt Verwaltungs GmbH berichtete, sein Unternehmen sei vor allem im Speditionsbereich von der Krise betroffen und müsse „LKW und Arbeitsplätze so sozial verträglich wie möglich abbauen“. Jutta Huttner von der Huttner Fahrzeugbau GmbH bezeichnete die Auftragslage ihrer Firma derzeit als dramatisch, rechnet aber damit, „dass es sich auf niedrigerem Niveau wieder einpendeln wird.“

Die geringsten Sorgen hat offensichtlich Wolfgang Zeit, Inhaber der gleichnamigen Kauferinger Schreinerei. „Das Handwerk ist regional, und wir sitzen hier auf dem Sahnehäubchen.“ Seine Firma habe in den vergangenen Jahren auf Vielseitigkeit gesetzt und sich mit dem Sanierungsbereich ein ganz wichtiges Geschäftsfeld erschlossen.
Die Rolle der Banken hinterfragte Bayern-1-Moderatorin Ulla Müller, die den Abend moderierte. „Wo hört Unterstützung auf, und wo beginnt die Beihilfe zur Insolvenzverschleppung?“ man könne ohne weiteres Unternehmen stützen, die ein gutes Konzept vorlegten, erwiderte Klaus Schmalholz, Vorstand der Landsberg-Ammersee Bank. „Hier deckt sich unser sozialer Auftrag mit einem vitalen Geschäftsinteresse: Jedes Unternehmen, das in die Insolvenz geht, fehlt uns später als Kreditkunde.“